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Geschichte


Die Flüsse Rhein, Thur, Sitter, Murg, Töss, Glatt, Birs

Der Rhein ist der grösste Fluss der Schweiz. Er entspringt im Kanton Graubünden (Südostschweiz) in zwei Armen:
Der Vorderrhein [in Rumantsch: Rein anteriur] kommt vom Gotthard-Massiv aus dem Gebiet des Oberalp-Passes [Tujetsch, mit den bekannten Ferienorten Sedrun und Disentis].
Das Tal des Hinterrheins [in Rumantsch: Rein posteriur] bildet den Zugang zu den Pässen San Bernardino (A13) und Splügen.

Karte der Schweizer Flüsse Rhein, Thur, Sitter, Murg, Töss, Glatt, Birs
Karte der Flüsse Rhein, Thur, Sitter, Murg, Töss, Glatt und Birs (Einzugsgebiet: orange)
von unserer Partner-Seite www.all-about-switzerland.info


Eine virtuelle Reise entlang des Rheins

Vorderrhein / Rein anteriur

Der Vorderrhein entspringt östlich des Oberalppasses in einer Reihe ganz kleiner Bäche, die sich im Bergsee Lai da Tuma sammeln. Auf dem Weg vom Tumasee talabwärts nach Ilanz kommen aus vielen Seitentälern weitere Zuflüsse dazu. Die meisten Seitentäler sind unbewohnt, einige sind durch künstlich angelegte Stauseen überflutet.

Bekannte Ferienorte im Vorderrheintal sind Sedrun, Disentis/Muster und Flims/Laax, das Vorderrheintal ist eines der fünf Täler des rätoromanischen Sprachgebietes. Das Dorf Vals mit der Mineralquelle und der berühmten von Peter Zumthor erbauten Felsentherme ist das bekannteste Beispiel einer alten deutschsprachigen Kolonie im rätoromanischen Sprachgebiet. Die deutschsprachigen Walser kamen um 1200 aus dem Kanton Wallis (Rhonetal) über den Furkapass, die Hochebene des Urserentals und den Oberalppass nach Graubünden und gründeten ihre Dörfer oberhalb des bisher von den Rätiern (Rätoromanen) besiedelten Gebietes. Möglich wurde dies erst durch ein kleine Klimaerwärmung im Mittelalter.

In der Nähe von Ilanz/Glion hat ein prähistorischer Felssturz riesige Felsblöcke und gewaltige Mengen Kies deponiert. Das Vorderrheintal ist während der Eiszeiten recht breit U-förmig ausgehobelt worden, wie man vor und nach dieser Stelle gut sehen kann. Der Fluss hat sich nach dem Bergsturz eine schmale, mehr als 100 Meter tiefe V-förmige Schlucht in die Schuttmassen gegraben. Diese Schlucht lässt gerade mal Platz für einen - nur bei gutem Wetter begehbaren - Wanderweg. Strasse und Bahn mussten höher gelegt werden.

Der Flussabschnitt ist sehr beliebt für Wildasserrafting mit Schlauchbooten und Kanus. Allerdings wird das ohnehin schon beträchtliche Unfallrisiko zusätzlich erhöht durch die Tatsache, dass sich der Pegelstand, die Menge und die Fliessgeschwindigkeit des Wassers sowohl bei lokalen Wärmegewittern als auch infolge der den tageszeitlichen Schwankungen des europäischen Strombedarfs angepassten Stromerzeugung in den Wasserkraftwerken oberhalb der Schlucht sehr kurzfristig und massiv verändern kann.

Wie alle Wasserkraftwerke mit Stauseen in der Schweiz sind auch diejenigen im Vorderrheintal darauf spezialisiert, bei hohem Strombedarf (z.B. am späten Vormittag, wenn gleichzeitig die Industrieproduktion voll läuft und in Gaststätten und Haushalten gekocht wird) innert Minuten aus dem Ruhezustand auf volle Leistung hochzufahren. Der Wasserpegel in der Schlucht kann in kürzester Zeit um mehrere Meter ansteigen.

Hinterrhein / Rein posteriur

Der Hinterrhein entspring hinter der nächsten Bergkette im Süden. Die in diesem Abschnitt nur noch zweispurige Autostrasse A13, bekannt unter dem Namen San Bernardino-Route verläuft durch das Hinterrheintal. Die San Bernardino-Route ist einer der wichtigen Alpenübergänge und dient als Alternative zur Gotthardautobahn A2 bei Stau oder Schliessung infolge von Unwettern oder Felsstürzen (durchschnittlich alle 5 Jahre während einigen Wochen).

Das Hinterrheintal ist eine schmale Schlucht, die traditionelle schon zur Römerzeit benutzte Strasse trägt den Namen via mala [schlechte Strasse] wegen des schwierigen Terrains. Während dank des San Bernadino-Strassentunnels die A13 vom Bündnerland ins Tessin ganzjährig befahrbar ist, bleibt die zweite Paßstrasse über den Splügenpaß nach Italien im Winter geschlossen.

Das Averstal, ein kleines Seitental des Hinterrheintals, ist eine weitere Walser-Kolonie. Das Averstal war bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein wegen einer steilen Schlucht vom Hinterrheintal her kaum zu erreichen. Die traditionellen Handelsrouten verliefen denn auch seit der Besiedelung des Averstals über die Bergkette im Süden nach Norditalien. Heute erlaubt eine Reihe von Brücken und Tunneln den ganzjährigen Zugang vom Hinterrheintal und die alten Saumpfade gegen Süden haben keine wirtschaftliche Bedeutung mehr.

Zuoberst im Averstal befindet sich das Dorf Juf, die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung Europas.

Von Chur nach Sargans

Ab dem Punkt, wo sich die beiden Arme des Rheins vereinigen, wird das Gelände flacher und der Rhein verliert den Charakter eines Wildwassers. Die erste grössere Stadt am Rhein ist Chur, die Hauptstadt des Kantons Graubünden und eine der ältesten Städte der Schweiz. Der Name Chur geht auf die Römer zurück (curia = Rathaus).

St. Galler Rheintal

Auf derm Abschnitt von Sargans zum Bodenseee, dem St. Galler Rheintal, wird der Rhein definitiv zum träge dahinfliessenden Fluss. Hier bildet der Rhein die Grenze zum Fürstentum Liechtenstein. Das Fürstentum Liechtenstein ist ein kleines unabhängiges Land mit rund 25'000 EinwohnerInnen und hat enge wirtschaftliche Beziehungen sowohl mit der Schweiz als auch mit Österreich. Unmittelbar vor dem Bodensee folgt noch ein kurzer Abschnitt, auf dem der Rhein bzw. der Altrhein die Grenze der Schweiz zu Österreich bildet.

Vom Bodensee zum Rheinfall

Der Bodensee (scherzhaft auch Schwäbisches Meer genannt, ist der einzige See im Verlaufe des Rheins. Hier wendet sich der Rhein nach Westen und bildet im Wesentlichen - allerdings mit Ausnahmen - die Grenze zwischend der Schweiz und Deutschland bis Basel. Die Stadt Konstanz zwischen den beiden Teilen des Bodensees (Obersee und Untersee) ist ein deutscher Brückenkopf, während der Kanton Schaffhausen und ein Teil des Kantons Basel-Stadt nördlich des Rheins liegen.

Rheinfall bei Neuhausen
Der Rheinfall bei Neuhausen (Kanton Schaffhausen),
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Vom Rheinfall bis Basel

Zwischen dem Rheinfall und Basel liegen auf der schweizerischen Seite keine grösseren Städte. Auf halber Strecke - bei der deutschen Stadt Waldshut und der schweizerischen Kleinstadt Koblenz fliesst die Aaare , der zweite grosse Fluss der Deutschschweiz in den Rhein. Die schweizerische Kleinstadt Koblenz ist nicht mit der gleichnamigen deutschen Stadt Koblenz zu verwechseln. Beide Städte leiten ihren Namen vom lateinischen confluenza = Zusammenfliuss ab.


Die Thur

Die Thur entspringt bei Wildhaus im Toggenburg, auf der Südseite des voralpinen Alpstein Massivs (zu dem u.a. der Säntis gehört. Bei der Kleinstadt Wil wird die Thur durch das Gelände zu einem Bogen nach Osten gezwungen und wendet sich etwas wieder nach Norden bis sie parallel zum Bodensee, von diesem durch den Hügelzug Seerücken getrennt durch das relativ breite Thurtal nach Westen zum Rhein fliesst.

Das Thurtal und der die Hügel südlich und nördlich davon bilden das Gebiet des Kantons Thurgau. Obwohl die Thur im Thurtal die meiste Zeit des Jahres recht träge und harmlos dahin fliesst kann es besonders zur Zeit der Schneeschmelze im Frühsommer zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen. Deshalb wurde im Thurtal grössere Dämme errichtet, Auenwälder gepflanzt und ein relativ breiter Streifen wird von Gebäuden freigehalten. Die Auenwälder bilden auch eines der Rückzugsgebiete für den Biber, der sich in den letzten Jahrzehnten wieder vermehren konnte.


Die Sitter

Die Sitter ist ein kleiner Fluss und entspringt an der Nordseite des Alpstein Massivs im Kanton Appenzell. Einige Kilometer westlich von St. Gallen überspannt die höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz (über 100m) das Sittertobel. Die Sitter fliesst bei der Kleinstadt Bischofszell in die Thur.


Die Murg

Die Murg entspringt in den Hügeln des Hinterthurgaus, durchfliesst Frauenfeld, die Hauptstadt des Kantons Thurgau und fliesst nördlich davon in die Thur. Der mittelalterliche Kern der Stadt Frauenfeld mit dem Schloss wurde auf einem steil zur Murg hin abfallenden Felsen errichtet.


Die Töss

Das hügelige Tösstal [Töss valley] südlich der Stadt Winterthur war früher relativ abgelegen und wurde nach der Reformation zu einem Rückzugsgebiet dissidenter Protestanten, die sich von der reformierten Staatskirche des Zürcher Reformators absetzten. Das Gebiet gilt bis heute als der "Bible Belt" der Schweiz mit einem signifikant höheren Anteil an bekennenden evangelikalen Christen als in den übrigen Landesteilen (rund 5% verglichen mit durchschnittlich rund 1% der Bevölkerung) - was ab und zu für etwas Aufmerksamkeit in der Presse sorgt, insgesamt ab politisch keinen wesentlichen Einfluss hat.


Die Glatt

Das Glatttal ist ein wesentlicher Teil der hochindustrialisierten Agglomeration von Zürich mit den kleineren Städten Uster, Dübendorf, und Wallisellen) und Zürichs internationalem Flughafen Kloten.


Die Birs

Die Birs ist der wichtigste Fluss auf der Nordwestseite der Jurakette. Regionale Zentren im Birstal sind Delémont, die Hauptstadt des französischsprachigen Kantons Jura und Laufen. Bei Birsfelden, einer Vorstadt von Basel mit Basels zweitem grossem Rheinhafen fliesst die Birs in den Rhein.


Weitere Schweizer Flüsse und Seen:


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